Das Licht ist in Dir

Du stehst vor dem Tore des Todes und schaust in die Leere. Du hast die Mitteilung erhalten, dass Deine Zeit Dir bemessen ist. In Dir ist Angst, Ungewissheit und Chaos. Nein - Nein - Nein, das darf nicht sein, weil es nicht sein kann. Das Ende? Was für ein Ende? Dieses Leben kann doch nicht so einfach zu Ende sein. Das ist ungerecht. Alle Anderen können leben und Du sollst gehen. Warum nur? Wer oder was hilft JETZT?



Sonntag, 18. August 2013

Sterbebegleitung nach dem Tibetischen Totenbuch

Einstiegsgedanken:
Joh. 9.4 'Wir müssen wirken, solange es Tag ist, denn es kommt die Nacht, da niemand wirken kann'
Im Bardo-Thödol heisst es, dass wir uns dem Dharma widmen sollten, solange uns das Leben noch die Gelegenheit dazu gibt. Dharma bedeutet, seine Lebensaufgabe bewusst zu leben und zu erfüllen
In der Sterbebegleitung lernen wir, im Leben bewusst so zu leben, dass wir den Tod als Teil des Lebens empfinden können.

Grundlage der folgenden Betrachtungen ist 'Das Tibetische Buch der Toten' O.W.Barth Verlag



Sterbeprozess, wann ist der Mensch tot?
Wir sollten davon ausgehen, dass der Sterbeprozess eines Menschen nicht ohne triftigen Grund gestört werden darf. Hiervon ausgenommen sind Wiederbelebungsmassnahmen, mit dem Menschen vorher vereinbarte Organentnahmen und örtlich bedingte Beeinträchtigungen, wie Rettungs- und Transportvorgänge.


.1 Der  physiologische Tod
Die heutige Auffassung vom Sterben ist der physiologische Tod, wenn das Herz stillsteht und keine Gehirnströme mehr gemessen werden. Dies fusst auf einem Verständnis des Menschen als eine rein physische Entität, denn Gehirnströme sind Ausdruck der Physis des Menschen. Dabei wird die Seele als eine empfindende lebendige Entität verkannt.
Aus einem Verständnis des Menschen als eine Entität mit drei Körpern, physisch-materiell, ätherisch-lebendig und astralisch-empfindend, ist der Zeitpunkt des Todes dann gegeben, wenn die Seele den Körper verlässt, ihn der irdischen Verwesung überlässt. Wir sollten anerkennen, dass der sterbende Mensch so lange rezeptive Wahrnehmungen hat, bis diese Seele ausgetreten ist. Dies kann Minuten, aber auch bis etwa dreieinhalb Tage dauern. Wir können dies daran erkennen, dass Flüssigkeit  aus den Körperöffnungen tritt und die Verwesung beginnt.
Berichte über Todeserlebnisse bestätigen diese Auffassung.

.2 Der Tod des ätherischen Lebens 
Wenn der Mensch zwar keine messbaren Gehirnströme mehr hat, aber noch atmet, sein Herz noch schlägt, sein Blut noch fliesst und seine Organe, zumindest teilweise, noch leben, so ist er ätherisch-lebendig und astralisch-empfindend. Wenn jetzt Organe entnommen werden, spürt er dies und versucht oft, sich zu wehren. Erst wenn sein Herz nicht mehr schlägt, seine Organe nicht mehr arbeiten und sein Blut nicht mehr fliesst, ist der Mensch auch ätherisch tot und nur noch astralisch empfindend.

.3 Die Seele verlässt den Leib
Der Sterbeprozess ist erst beendet, wenn die Seele des augenscheinlich Toten den Leib verlassen hat, was bis zu etwa dreieinhalb Tagen dauern kann. Bis zu diesem Zeitpunkt besteht zumindest eine Verbindung der Seele mit dem reglosen Leib und er versuchte immer noch, Kontakt mit den Hinterbliebenen aufzunehmen. Danach hat der Verstorbene begriffen, dass er gestorben ist. Vorher hat er immer wieder die Verbliebenen gefragt, warum sein Teller nicht auf dem Tisch steht, er nichts zu essen und trinken bekommt, sie ihm nicht antworten, wenn err sie fragt und solches mehr.


Die Bedeutung der Todesstunde
Der zuletzt empfangene Eindruck des Lebens bleibt dem Sterbenden wie eine Fotografie erhalten und begleitet ihn auf seinem weiteren Wege als eine Wegzehrung, ein Abschiedsgruss, als eine Segnung liebender Menschen für Geborgenheit und Wohlergehen. Sterbebegleitung bedeutet daher, dafür zu sorgen, dass der Sterbende solche Wohltaten auch wirklich bekommt und mit ihnen seinen weiteren Weg gehen kann.
Zu den aussersinnlichen Wahrnehmungen gehört auch, dass der Mensch, bevor seine Seele den Körper verlässt, alles wahrnimmt, was gedacht, gesprochen oder um ihn herum getan wird. Bei einem Unfall ist es daher notwendig, am Ort des Todes ein Zeichen zu setzen, damit der Verstorbene später zu diesem Ort zurückkehren und die letzten Momente des Lebens bedenken kann. Hilfreich ist es, nicht nur einen Stein am Wege liegen zu lassen, sondern eine Fotografie, ein persönliches Zeichen des Verstorbenen oder ein anderes ihm bekanntes persönliches Merkmal zurück zu lassen. Dies hilft ihm, seine Situation im Sterbeprozess unbd danach zu erkennen und zu verarbeiten.


Die Aufnahme ins Leben nach dem Leben
Hier wollen wir zunächst nur die Gegebenheiten unmittelbar nach dem Verlassen des Körpers bedenken. Der Sterbende wird vom Licht des Lebens und der Liebe empfangen. Er ist umgeben von diesem Licht. Es ist dasselbe Licht, von dem Jesus als das Licht im Menschen spricht, das diesen schon zu Lebzeiten erfüllen, begleiten und durchseelen kann. Dieses Licht ist die Geistnatur des Menschen. Dieses Licht ist auch die allen Menschen innewohnende Buddha-Natur. Dieses Licht ist reine Liebe. Wer dieses Licht bereits zu Lebzeiten empfangen und in sich aufnehmen kann, für den hat das ewige Leben bereits begonnen.


Wie gelebt, so gestorben
Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Tibetische Totenbuch, den Bardo Thödol, dass der Mensch beizeiten im Leben einen guten Weg des Sterbens erlernen soll. Was wir im Leben nicht erlernen, können wir auch im Sterben und im Leben danach nicht erwarten. Wie gelebt, so gestorben.
Die wichtigsten vier Tugenden Liebe, Mitgefühl, Freude und Gleichmut, die wir im Leben erlernen, werden uns in der Begleitung des Sterbens als sogenanntes 'Tonglen', als ein Zusprechen in der Stunde des Todes durch Herzensübertragung durch unsere Sterbebegleitung wieder bewusst gemacht, um den Schmerz und das Leiden des Sterbens auszugleichen. Ihre Praxis öffnet in uns 'grenzenlose' und 'unermessliche' Herzensräume; sie sind die Grundlage, der Pfad und das Ziel des Dharmaweges. 
Dharma ist im Hinduismus ganz allgemein die Art und Weise, wie gelebt werden soll und im Buddhismus das von Buddha erkannte und verkündete Daseinsgesetz,  die Lehre von den Vier Edlen Wahrheiten:

  1. Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
  2. Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
  3. Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
  4. Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.
Im Buddhismus ist die höchste Daseinsform des Menschen die Verwirklichung des Achtfachen Pfades. Wie der Achtfache Pfad auch in unserer westlichen Kultur gelebt werden kann, ist in den Seins-Prinzipien enthalten. Wenn wir diese Prinzipien einhalten, können wir dem Sterben gelassen entgegen sehen. 


Die Sinnhaftigkeit des Lebens im Sterben
Wir sollen im Leben die Sinnhaftigkeit unseres Daseins bewusst machen, damit uns dies in der Stundes des Sterbens durch unsere Begleitung wieder in Erinnerung gerufen werden kann. Welchen Sinn hat unsere ganz persönliches Leben gehabt? 

Und wenn wir jeden Tag in die Kirche gehen und immer all unsere Sünden an den Tisch des Herrn tragen, so wird uns das in der Stunde des Sterbens nur dann etwas nützen, wenn wir den Sinn unseres ganz persönlichen Lebens bewusst gemacht und nach diesem Sinn gelebt haben. Die Sinnhaftigkeit unseres Daseins können wir z.B. nach der Spirituellen Astrologie bewusst machen. 
Es ist von grossem Nutzen in der Stunde des Sterbens, wenn uns eine verständige Sterbebegleitung die von uns beizeiten erfasste und niedergeschriebene Sinnhaftigkeit unseres ganz persönlichen Lebens wieder durch Vorlesen bewusst macht. Wenn wir uns in dieser Stunde bewusst sind, welchen Sinn unser Leben gehabt hat, so wird uns dies sehr helfen, unseren Weg des Sterbens leichter zu gehen.


Die Erleuchtung
Im Zustand der Erleuchtung sind all jene Menschen, die den Bodhisattva-Zustand erreicht haben, das Licht Amitabhas, die alle Wesen umfassende Mitgefühl-Natur des Buddha Avalokiteshvara in sich aufgenommen haben und das Licht im Inneren bewusst leben. Christus hat nach dem Evangelium des Johannes allen jenen Menschen das Licht des Lebens und der Liebe zugesagt, die ihn in ihr Inneres als das göttliche Licht annehmen und bewusst leben. Wir Menschen erlangen Erleuchtung mit Hilfe der Lichtstrahlen, die allen Menschen zu eigen sind, aber nur von denen in sich aufgenommen werden, die zur Erleuchtung bereit sind.


Wir machen das Licht des Lebens und der Liebe im Herzzentrum bewusst, indem wir uns in diesem Ort mit unserer eignen unvergänglichen Licht-Wesenheit vereinigen und als diese leben. Für diese innigste Begegnung finden wir unterhalb des Herzzentrums einen kleinen achtblättrigen Lotos, das Stille Kämmerlein, in das wir einkehren und uns mit unserer unvergänglichen höheren Wesenheit als unser inneres Licht vereinen.

Meditation
Wir konzentrieren unser Bewusstsein in unserem Stillen Kämmerlein und visualisieren dort einen inneren Altar des Lebens und der Liebe, an dem wir niederknien und unseres unvergänglichen Lichts bewusst werden. 
Während wir ruhig und bewusst durchatmen, bemerken wir über uns ein rötliches, schwach leuchtendes Licht, das, je mehr wir es erblicken, immer stärker zu leuchten beginnt. Wir erheben unseren Atem vom Herzen kommend durch den Kopf hindurch, hinauf zum göttlichen Licht wie innere Arme, die dem Licht des Lebens und der Liebe entgegensehnen.

Niederknien am inneren Altare des Lebens und emporblicken auf das ewige göttliche Licht.
Wir sind das Kind, das zur Mutter emporblickt und nehmen das Licht als unsere Grosse Mutter wahr. Wir spüren Geborgenheit, Sicherheit und Zuversicht

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