Das Licht ist in Dir

Du stehst vor dem Tore des Todes und schaust in die Leere. Du hast die Mitteilung erhalten, dass Deine Zeit Dir bemessen ist. In Dir ist Angst, Ungewissheit und Chaos. Nein - Nein - Nein, das darf nicht sein, weil es nicht sein kann. Das Ende? Was für ein Ende? Dieses Leben kann doch nicht so einfach zu Ende sein. Das ist ungerecht. Alle Anderen können leben und Du sollst gehen. Warum nur? Wer oder was hilft JETZT?



Sonntag, 18. August 2013

Bardo Thödol, das Tibetische Totenbuch

Sterbebegleitung nach dem Bardo Thödol
Amitabha, der Buddha des unermesslichen Lichtes, ist Jesus Christus, das Licht der Welt. Das Licht kommt in die Finsternis, damit diese das Licht annimmt. Amitabha ist ein Schüler des Buddha Avalokiteshvara, des Buddhas des Mitgefühls, der Güte und der reinen Liebe. Der gegenwärtige Dalai Lama wird als die 14. Wiedergeburt des Buddha Avalokiteshvara angesehen. Eine sinnwirkende Sterbebegleitung sollte die Bewusstseinsübertragung des inneren Lichtes durch Jesus Christus, Buddha Avalokiteshvara oder Buddha Amitabha beherrschen und in der Begleitung Sterbender anwenden können.

Der Bardo Thödol will dem Sterbenden ein Stütze sein durch den Tod hindurch und umfasst drei Bereiche, den Schikhai-Bardo während des Sterbens, den Tschönyi-Bardo während des Zwischenzustands und den Sipa-Bardo während der Vorbereitung auf ein neues Leben.
 Tschikhai - Tschönyi - Sipa-Bardo
das Licht - die Träume - das Karma-Gewand
 die Spiegelung - im Angesicht des Lebens  - die Sehnsüchte


Vor dem Sterben
Der Sterbende wird durch Bewusstseinsübertragung auf das grosse Licht des Buddha Amitabha/Avalokiteshvara hingewiesen (das Christuslicht), das ihn nach dem Sterben erwartet.
Jedes Wehklagen sollte unterlassen werden, weil es den Sterbenden auf seinem Wege stört.



1. Bardo
Der Verstorbene kommt als ein Erstes in den Genuss des klaren grossen Lichtes, das ihm hilft, den Schrecken des Sterbens zu vergessen. 
In der ersten Zeit nach dem Sterben (1.Bardo) ist der Verstorbene auch noch bewusst und weiss zunächst nicht, dass er gestorben ist. Er wähnt sich noch unter den Lebenden. Er spricht die umstehenden Menschen an und ist erstaunt darüber, dass er keine Antworten erhält. Am Tisch vermisst er seinen Teller und fragt nach seinem Glas Wasser oder Wein, ohne Antwort zu erhalten. Er nimmt im Todestrauma seine Siebensachen und macht sich auf den Weg zur Arbeit oder zu Freunden, wo er aber nicht empfangen wird. All dies erscheint ihm rätselhaft und er versteht sein Trauma noch nicht. Erst nach und nach wird er gewahr, dass er nicht mehr zu ihnen gehört. Dieses Todestrauma ist die grosse Schwester des Traumes. Es ist zu empfehlen, in der ersten Zeit nach dem Tode des Verstorbenen alles so einzurichten, wie es der Verstorbene zu Lebzeiten erfahren hat. Dem Verstorbenen kann alles mitgeteilt werden, was seinem jetzigen Zustand förderlich ist. Es soll aber alles unterlassen werden, was den Verstorbenen erregen könnte, z.B. das Sprechen über seinen Nachlass und die Verteilung desselben.
Anm. des Verfassers: Ich habe mich einmal im Traum in den Arm gekniffen, um festzustellen, ob ich wache oder träume. Als es dann wehgetan hat, war ich 'sicher', dass ich nicht träume. Aber es war ja nur ein Traum.


2. Bardo
Danach wird dem Verstorbenen im 2. Bardo bewusst, dass er nicht mehr lebt, es ist eine Art Traumzustand. Es erscheinen ihm alle Gedankenformen und die Emotionen von Lust, Leid, Freude und Schmerz und alles Gewollte als ein äusseres Szenario, wie Bilder an der Wand, die je nach Karmazustand als brennendes Verlangen, als schmerzhaftes Vermissen, als interessiertes Betrachten, als wohltuendes Einfühlen oder als seliges Empfinden erlebt werden. Erhabene, gute Gefühle werden wohltuend erlebt. Wer im Leben seinen Nächsten geliebt hat, fühlt sich nun von allen geliebt.
Ein Christ erlebt jetzt alles christlich, ein Moslem islamisch, ein Jude jüdisch, ein Buddhist buddhistisch, ein Attheist attheistisch usw. Was der Mensch geglaubt hat, das erlebt er jetzt. In diesem 2. Bardo stimmt der Satz: wie gelebt, so gestorben.

Nach diesem Zustand erscheint das Gericht, der Spiegel des eigenen Gewissens. Der Richter ist das Gewissen selbst in seiner Unparteilichkeit und Unbestechlichkeit. Der Verstorbene sieht sich ‚von Angesicht zu Angesicht gesetzt’ mit seinem selbst geschaffenen Schicksal. Jeder Mensch hatte im Leben Dinge, die er angestrebt,  Menschen, denen er nachgeeifert oder göttliche Wesen, die er angebetet hat. Sie haben sein Karma bestimmt und sind nun seine Gottheiten, die ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Von ihnen wird er nun in den ersten 7 Tagen dieses Bardo auf die selbst gewollte Ebene herunter- oder hinaufgezogen und von ihnen willkommen geheissen.
Es erscheinen die zornigen Gottheiten des eigenen Fehlverhaltens und suchen den Verstorbenen zu erschrecken. Während dieser Zeit werden die Schutzgottheiten, zu denen man im Leben Zuflucht genommen oder die man als Heilige geehrt oder als Gottheit angebetet hat, zu leitenden Wegbegleitern und schutzgewährenden Seelenführern. In dieser Zeit werden bestimmte Mantren zu schützenden Wegbegleitern, wie z.B. ‚OM MANI PADMEHUM’ oder das ‚GAYATRI-MANTRAM’, das Mantram, das den Tod überdauert.

Alles Fehlverhalten wird in der Umkehrung selbst erlebt. Wer sein Leben selbst beendet hat, wird den Verlust des Lebens unter schmerzhaften Qualen erleiden. Wer einem anderen Hilfe verweigert hat, der spürt den Schmerz der Zurückweisung. Wer andere gedemütigt hat, wird dies als eigene Demütigung erfahren. Wer andere bestohlen hat, wird den Verlust selbst schmerzhaft spüren. Wer andere Wesen geliebt hat, wird diese Liebe selbst erfahren. Wer ein Menschenfreund war, wird nun von allen Wesen geliebt. Wer ein fröhliches Leben geführt hat, dem wird die Fröhlichkeit wieder begegnen. Wer in Demut, Geduld und Mitgefühl gelebt hat, der wird sich angenommen, geliebt und aufgehoben fühlen. Wer aber andere belogen, betrogen und mit Geiz und Gier hinters Licht geführt hat, der wird sich einsam, verlassen und ausgestossen fühlen.

Wer im Leben das Sat-chit-ananda, die Seins-Bewusstseins-Seligkeit bereits erreicht hat, wird diese Phase lichtvoll und in Liebe gehüllt erleben. 



Das jüngste Gericht

Im 2. Bardo des Bardo Thödol wird das erlebt, was im Christentum das jüngste Gericht genannt wird. Hierbei tritt der göttliche Richter dem Menschen als ein gerechter Richter im Aussen entgegen. Alle Verfehlungen während des Lebens sind vom Gewissen gespeichert und bedrängen den Verstorbenen je nach der Schwere des Einzelfalles mit Pein und Schrecken. Aber es sind keine fremde Pein und kein fremder Schrecken und kein fremder Richter, es sind keine Teufel oder Dämonen, sondern die Umkehrung dessen, was der Mensch in seinem Leben selbst angerichtet hat.  Hat sich der Mensch allerdings teuflische und dämonische Taten zuschulden kommen lassen, so treten ihm diese auch in gleicher Weise von aussen entgegen und fordern von ihm eine psychoseelische Genugtuung.

Jeder Mensch hat seinen Richter in sich

Die Seele des Verstorbenen wird im Bardo Thödol gleich wie im Ägyptischen Totenbuch nach ihren guten und schlechten Taten gewogen und wenn die Letzteren überwiegen, der eigenen Pein überantwortet.

Wir haben uns das so vorzustellen, dass unsere Taten in Nachtodlichen ja nicht mehr gutgemacht werden können; das geht nur in der physischen Welt des Lebens. Dies verursacht Schmerzen, die umso grösser sind, je grösser die Verfehlungen sind, bis hin zu Höllenqualen.

Darum sollen wir während des Lebens alles wiedergutmachen, was wir angerichtet haben, denn es kommt die Nacht, wo niemand wirken kann

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass das nachtodliche Leben zwei Seiten hat, nicht nur Pein und Qual für Verfehlungen, auf die kirchlicherseits gerne hingewiesen wird. Es gibt auch ein Leben in Seligkeit. Sehr gerne wird dem Menschen eine bestimmte verordnete Seligkeit zugesprochen. Wenn wir aber die bisherigen Ausführungen konsequent ansehen, so erhält jeder Mensch seine eigene Seligkeit, die er sich durch seine guten Taten ‚verdient’ hat. Der Indianer erhält seine ewigen Jagdgründe, der Moslem sein himmlisches Harem, der Jude sein himmlisches Jerusalem und der Christ seine Nächstenliebe zurück, die er zu Lebzeiten anderen Menschen geschenkt hat. Jeder erhält das, wonach er sich am meisten gesehnt hat.

Um dies zu erreichen, tut der Mensch gut daran, sich zudem einen Wahrspruch zuzulegen, z.B.

Tue recht und scheue niemand

oder eben

Edel sei der Mensch, hilfreich, mitmenschlich und gut



3. Bardo
Im 3. Bardo gelangt die Existenz des Verstorbenen in den Zwischenzustand, wo all die Lebenden wiedergesehen werden. Der erreichte Karmazustand befähigt den Verstorbenen, Mitgefühl mit den Lebenden zu haben und ihnen helfen zu wollen oder Rache zu empfinden und Lebende strafen zu wollen und anderes. Es wird nach Mitteln, Wegen und Wesen gesucht, die einem zur Erfüllung dieser Wünsche helfen können oder sich benutzen lassen. Glücklichsein oder sich Elendigfühlen hängen in diesem Zustand ganz vom eigenen Karma ab.
Der Mensch erkennt all sein Fehlverhalten und wird vertraut gemacht mit den Möglichkeiten seines Schicksalsausgleiches. All diese Möglichkeiten werden nun zusammengefasst für eine erneute Lebensphase.

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