Das Licht ist in Dir

Du stehst vor dem Tore des Todes und schaust in die Leere. Du hast die Mitteilung erhalten, dass Deine Zeit Dir bemessen ist. In Dir ist Angst, Ungewissheit und Chaos. Nein - Nein - Nein, das darf nicht sein, weil es nicht sein kann. Das Ende? Was für ein Ende? Dieses Leben kann doch nicht so einfach zu Ende sein. Das ist ungerecht. Alle Anderen können leben und Du sollst gehen. Warum nur? Wer oder was hilft JETZT?



Sonntag, 28. Oktober 2012

Wir bereiten uns auf das Sterben vor


Begleitetes Sterben
Wenn ein Mensch stirbt, sollte er, neben einer erfahrenen leiblichen medizinischen und schmerzstillenden Begleitung, eine erfahrene Sterbebegleitung zur Seite haben, die ihn hält, nährt und trägt, damit er im Sterben nicht in hilfloser Trauer versinkt, emotional verzagt und das Leben in Angst endet.

Jeder Mensch sollte sich frühzeitig mit den Begleitumständen und den Phasen des Sterbens vertraut machen, damit nicht die gähnende Leere und Schwere des Todes in Trauer und Hoffnungslosigkeit über ihn hereinbricht.

Ziel einer sinnwirkenden Sterbebegleitung ist es, das Sterben als einen lebendigen Prozess bewusst zu machen, von dem er annimmt, dass er ihn in ein anderes Leben oder allenfalls in ein individuelles Nichts hineinführt.

Jeder Mensch sollte sich beizeiten bewusst machen, in wieweit er aus edler Mitmenschlichkeit einer Organtransplantation zustimmen möchte oder diese aus existenziellen Gründen eines ungestörten Sterbeprozesses ablehnt.

Es gibt vier Wege des Sterbens, die sich grundlegend von einander unterscheiden. Eine sinnvolle Sterbebegleitung wird den Entscheid des Sterbenden für einen dieser Wege akzeptieren und ihn in edler Mitmenschlichkeit auf dessen Weg durch das Sterben hindurch begleiten.

Unabhängig vom eingeschlagenen Weg des Sterbens, von den individuellen Begleitumständen, von Schmerzen, Leid und Trauer, wird jeder Mensch im Sterben vom erlösenden göttlichen Licht tröstlich empfangen, in wohltuendem kosmisch-lichtvollen Halt eingebettet und liebevoll umsorgt, ehe er seinen individuellen Schicksalsprozess der ausgleichenden Gerechtigkeit als eine Quintessenz des Lebens und Lebensbilanz durchläuft.





Sterbebegleitung
In der Sterbebegleitung und im Sterben kann uns der tibetisch-buddhistische Bardo Thödol, das Tibetische Totenbuch, eine der hervorragenden Quellen spirituellen Beistandes sein, gleich ob wir Katholiken, Reformierte, Baptisten, Mormonen oder Attheisten sind. Das avatarische Schauen von Menschen hat es Einzelnen immer wieder ermöglicht, hinter den Schleier des Vergessens schauen zu können und das Geschaute weiter zu geben.

Der Begründer des tibet. Buddhismus war Padmasambhava, der auch den Bardo Tödol, die Lehren des Sterbens und des Lebens danach aufgrund eigener Erfahrungen begründet hat (Tibet. Buch der Toten, Scherz Verlag Bern 1977). Er gab diese Erfahrungen weiter, damit jeder, der sich selbst in das Sterben vertiefen möchte, die Merkmale, Symbole und Visionen deuten könne. Nach C.G.Jung enthält der Bardo Thödol eine menschlich begreifbare Philosophie des Sterbens.

Der Bardo Thödol ist kein Führer für die Toten, sondern eine Anleitung für Menschen, die den Tod überwinden und den Vorgang des Sterbens in einen Akt der Befreiung verwandeln wollen. Wer sich in der rechten Weise in den Bardo Thödol einlebt und das Erlebte in seine eigene Zeit und Kultur hineinträgt, wird eine Einweihung in das Wesen des Sterbens und des Lebens danach erfahren, die es ihm ermöglicht, eine wirkliche Begleitung sterbender Menschen und des Erlebens im eigenen Sterben sicher zu stellen. 

Und so lang du das nicht hast
Dieses: Stirb und werde
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde
Johann Wolfgang von Goethe





An der Schwelle des Todes
blicken die meisten westlichen Menschen voll Trauer zurück und voll Schrecken in eine gähnende dunkle Leere. Dies aber soll und darf nicht sein. Der Blick auf das Leben danach soll von Vertrauen, Sicherheit und Zuversicht geprägt sein. Jeder Schritt im Leben bringt uns näher zu diesem unvermeidlichen Geschehen. Jede Verdrängung dieser letzten Lebensphase gleicht dem Vogel Strauss, der einfach den Kopf in den Sand steckt, um das Unvermeidliche nicht sehen zu müssen. Wer klug ist, zündet sein Licht frühzeitig an, um nicht in Unwissenheit und Leid zu versinken, wenn die Stunde naht.

An der Schwelle des Todes wollen wir zurückblicken können auf unsere Lebensaufgaben und unsere Zeit der Bewährung und Lebensmeisterung. Nur wenn wir uns frühzeitig gut vorbereiten, sind wir auch bereit zu sterben, wenn das diesseitige Leben vergeht.
An der Schwelle des Todes wollen wir aber auch in Zuversicht dem Leben danach entgegenblicken können, denn es ist unvermeidlich.

und sollt´ich geh´n
solange du noch hier....

...so wisse, dass ich weiterlebe,
nur tanz´ich dann zu einer anderen weise
und hinter einem schleier,
der mich dir verbirgt.
sehen wirst du mich nicht,
jedoch hab nur vertrauen.
ich warte auf die zeit, wo wir
gemeinsam neue höhen erklimmen
- einer des anderen wahrhaftig.
Bis dahin leere du den becher deines lebens bis zur neige,
und wenn du mich einst brauchst
lass nur dein herz mich leise rufen
....ich werde da sein.
Verfasser unbekannt



Das Sterben, ein höchst lebendiger Prozess
Wir müssen uns bewusst sein, dass das Sterben nicht ist wie ein Schalter, der einfach ausgeknipst wir und dann ist alles vorbei. Nein, das Sterben ist ein höchst lebendiger, aber oft schmerzhafter Prozess, der nicht durch Weinen, Wehklagen, Plagen und Körpermanipulatonen gestört, sondern liebevoll mit Ritualen begleitet werden soll. Der soeben verstorbene Mensch sieht sich selbst da liegen und weiss noch garnicht, dass er gestorben ist. Er spricht die umstehenden Menschen an und fragt, warum sie da seien, aber sie antworten nicht. Erst wenn die Leichenstarre eingesetzt hat, wird er sich seines Sterbens bewusst.

In den ersten ca. sechs Stunden, nachdem im Menschen zuerst seine Gehirnströme versiegt sind und er danach seinen Atem ausgehaucht hat, löst sich die spirituelle Wesenheit mit ihren Emotionen vom physichen Leibe, doch immer noch mit einer Silberschnur mit dem Körper verbunden. Diese sechs Stunden sind der eigentliche Übergang in das Leben danach, der liebevoll begleitet werden soll.
Nach diesen sechs Stunden setzt die Leichenstarre ein, die bis ca. 72 Stunden (3 Tage) nach dem physischen Tod andauert.
Die Zeit des dreitägigen Aufbahrens ist eine Zeit des Abschieds. Ein Abschied der Angehörigen vom Sterbenden, aber auch eine Zeit des Abschieds des Gestorbenen von den noch Lebenden und eine Zeit des Anschauens all dessen, was der Verstorbene in seinem Leben gedacht, getan, gewollt, versäumt und verschuldet hat. So, wie der Mensch gelebt hat, so erfährt er in dieser Phase seine Seins-Prinzipien, die er im Leben gelebt hat.

Wie gelebt, so gestorben


Organtransplantation
Jeder Mensch hat ein Recht auf eine, seinem Leben gemässe ungestörte Sterbephase. Bei Organtransplantationen ist es unumgänglich, diese Phase zu stören, daher grundsätzlich ein Eingriff in seine Unversehrtheit und Sterberuhe. Wer sich jedoch entscheidet, einem Mitmenschen in Liebe und Zuneigung eines seiner Organe zu spenden, der wird dies als einen Akt der Nächstenliebe und als ein Geschenk für das Leben dieses Mitmenschen empfinden und erdulden können.
Jedes Leben ist ein Geschenk des Himmels. Und im Sterben geben wir dieses Geschenk an den Himmel und an die Erde, an das Wasser, an die Luft und an das Feuer zurück und ggf. in den Organen an einen oder mehrere Mitmenschen.


Das erlösende Licht
Viele Menschen in aller Welt haben bei Nahtoderfahrungen vom erlösenden Licht gesprochen, das sie an der Schwelle des Todes empfangen hat. Wir erfahren dieses Licht noch in der ersten Phase des Todes, wenn die Silberschnur der spirituellen Wesenheit noch mit der sterblichen Energie des atmenden Leibes, dem Bildekräfteleib verbunden ist. In dieser ersten Todesphase läuft auch unser Lebensskript rückwärts ab. 

Wenn aber dieser Lebensskript zu Ende abgespult ist, setzt die zweite Todesphase der emotionalen Aufbereitung zum Leben danach ein, wo uns unsere eigenen Versäumnisse und verpassten Gelegenheiten, Masslosigkeiten und Gier, unsere Verwicklungen und Schulden, unser Leid und alles Übel, das wir anderen und uns selbst zugefügt haben, von aussen leidvoll begegnen. Je mehr wir aber Nächstenliebe, Mitgefühl, Tugend und wirkungsvolle Lebensmeisterung und Spiritualität betrieben haben, umso angenehmer, liebevoller und schöner werden wir diese emotionale Aufbereitung erfahren. Im Bardo Tödol sind dies zum einen die schrecklich-bedrohlichen Gottheiten und andererseits die Erhabenen Gottheiten der edlen Mitmenschlichkeit, die dem Verstorbenen begegnen.


Die vier Wege des Sterbens
Jedes von uns hat die Wahl zwischen vier Wegen des Sterbens, die in der Begleitung Sterbender wohl beachtet und eingehalten werden sollen. Selbstverständlich können diese jederzeit geändert werden, dann aber mit aller Konsequenz und ohne Wenn und Aber:

.1 Der Weg der Sakramente und wohlbehüteten Erfahrung kirchlicher Begleitung
.2 Der Weg der Heiligen in himmlischer Bewusstseins-Übertragung
.3 Der Weg der Spirituellen Meister und Gurus
.4 Der Weg der kosmischen Auflösung

.1 Der Weg der kirchlichen Sakramente
Wer sein Leben lang Kirchen aufgesucht und den Pfarrer oder Pastor, den Rabbiner oder Imam als seine kirchliche Leitperson der göttlichen Schrift angenommen und geachtet hat, wird diesen auch in der Stunde des Sterbens zuziehen, um sich die Sakramente der Kirche erteilen zu lassen. Mit dem Segen der Kirche versehen, wird der Sterbende seine sichere Wegleitung erfahren können.

.2 Der Weg der Bewusstseins-Übertragung
Wer im Leben sein Bewusstsein und seine spirituellen Intentionen, sein Vorbild und seine Zuflucht auf einen Gottesbegleiter oder Heiligen ausgerichtet hat, z.B. Jesus Christus, Muttergottes Maria, Buddha Avalokiteshvara, Mohammed, Zarathustra o.a, der wird im Sterben auch von diesem in Vertrauen und Zuversicht, in enger Verbundenheit und sicheren Wegbegleitung gehalten, geschützt und genährt. Der Bardo Tödol bezeichnet diese Begleitung als Bewusstseinsübertragung.
Ich selbst bin eingetreten in das Christusbewusstsein, um Christus im Inneren aufzunehmen. Ich habe meinen sicheren Halt gefunden in Jesus Christus als das innere Licht der Liebe, des Lebens und der inneren Wohnung und Lebensbemeisterung.
Jesus Christus hat uns eingehend im Johannes-Evangelium darauf hingewiesen, das Licht des Lebens und der Liebe im eigenen Inneren beizeiten anzuzünden, damit uns nicht Dunkelheit umgeben möge und wir Kinder Gottes werden. Er hat sich selbst als das Licht der Welt bezeichnet, das der Mensch in sich aufnehmen und bleibend in sich tragen kann.

'Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben'
Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm haben

.3 Der Weg der Spirituellen Meister
Wer im Leben einen irdischen Spirituellen Meister oder Guru der Liebe, der umfassenden Vorbildschaft, des Sendungsbewusstseins, einer spirituellen Lebensgemeinschaft, Stammeszughörigkeit oder der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung gefunden hat, der ihn hält und durch das leben trägt, der wird auch im Sterben von diesem Meister als sein Vorbild getragen, gehalten, geleitet und begleitet, gleich ob dieser sich dessen bewusst ist oder nicht.
Solche Meister wie z.B. der Dalai Lama, Sai Baba, Maharishi Mahesh Yogi, Osho, Mahatma Gandhi, Mutter Theresa, Marx und Engels o.a. haben durch ihre vorbildliche oder vorbildhaft angenommene Lebensweise eine Anhängerschaft beworben, die sich zu diesen zugehörig fühlen und auch noch nach dessen eigenem Tod in den Herzen ihrer Mitgleider wirken und diese halten und nähren.

.4 Der Weg der kosmischen Auflösung
Wer kein Leben nach dem Leben akzeptieren kann, wer ein spirituelles Leben ablehnt, sich als Attheist ganz auf das materielle irdische Leben konzentriert, für den bedeutet das Sterben ein Ende von allem. Er wird sich am Ende seiner irdischen Tage auf das konzentrieren, was er im Leben geleistet und für das Wohl der Mitmenschen oder auch nur für sich selbst angehäuft oder auch nur angestrebt hat. Er wird in seinen eigenen Werken und in seiner Nachkommenschaft weiterleben und seinen materiellen und emotionalen Reichtum an diese weitergeben und im Gedenken an sich selbst in diesen Menschen weiterwirken.
Sein eigenes physisches Leben, seine Emotionen und seine Gedanken wird er der irdischen und kosmischen Auflösung von Erde, Wasser, Luft und Feuer übergeben und er wird in das Nichts eingehen und in diesem aufgehen. Als aus dem Chaos unschöpferisch-zufällig und evolutionär-ungewollte Existenz wird sich dieser Mensch im Sterben den Gesetzen der Natur und der Auflösung hingeben. Er wird von seiner Sterbebegleitung in liebevoller Mitmenschlichkeit menschlich, leiblich und emotional umsorgt und in seinen eigenen schöpferischen Werken gehalten und genährt und geht schliesslich in sein eigenes Nichts als dessen Teil und Urgrund ein.

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